Artikel

Bertrand Russel und die Teekanne

Bertrand Russells Teekanne ist ein philosophisches Gedankenexperiment aus dem Jahr 1952. Russell formulierte es, um auf die Problematik der Beweislast in metaphysischen und insbesondere religiösen Argumentationen aufmerksam zu machen. Er schrieb sinngemäß:

„Wenn ich behaupte, dass sich zwischen Erde und Mars eine kleine Porzellanteekanne in einer Umlaufbahn befindet, die so klein ist, dass sie von keinem Teleskop entdeckt werden kann, dann kann ich nicht erwarten, dass jemand mir glaubt – nur weil man meine Behauptung nicht widerlegen kann.“

Russells zentrale Aussage ist: Die Unwiderlegbarkeit einer Behauptung ist kein Beweis für ihre Wahrheit. Wer eine Behauptung aufstellt, trägt die Beweislast – nicht derjenige, der sie bezweifelt. Damit richtet sich Russell gegen jede Argumentation, die verlangt, eine Aussage müsse gelten, solange das Gegenteil nicht bewiesen sei.

Das Gedankenexperiment wurde vielfach aufgegriffen und weiterentwickelt, etwa durch Carl Sagans „unsichtbaren Drachen in der Garage“ oder das „Fliegende Spaghettimonster“. Es gilt als Klassiker in erkenntnistheoretischen und religionskritischen Diskussionen.

Diese Überlegung passt strukturell zu dem Schema „Warum? – Deshalb. – Dann.“:

  1. Warum? – Die Ursprungsfrage: Warum glaubst du X? (z. B. an eine Teekanne im All?)
  2. Darum – Die Begründung: Welche nachvollziehbare Erklärung liegt zugrunde?
  3. Dann – Die Folgerung: Was folgt logisch daraus?

Russells Kritik zeigt, was passiert, wenn dieses Schema ignoriert wird:

  • Es gibt kein echtes „Warum“, sondern nur ein Ausweichen auf die Unwiderlegbarkeit.
  • Ein „Deshalb“ fehlt oder ist tautologisch.
  • Das „Dann“ basiert nicht auf einer tragfähigen Begründung, sondern auf Wunschdenken oder Dogmatik.

Das Gedankenexperiment ist somit nicht nur religionskritisch, sondern auch eine erkenntnistheoretische Mahnung: Nur wer einen echten Grund (Warum) und eine vernünftige Ableitung (Deshalb) bietet, kann daraus legitime Konsequenzen (Dann) ableiten.