Korruption – eine Beziehung der Entwürdigung
Korruption ist kein Einzelfall, kein moralischer Ausrutscher. Sie ist eine Beziehung. Zwischen dem, der korrumpiert, und dem, der sich korrumpieren lässt, entsteht ein stilles Einverständnis. Beide Seiten verlieren etwas: die einen ihre Aufrichtigkeit, die anderen ihre Freiheit. Gemeinsam schaffen sie ein System der Unwahrhaftigkeit.
Der Korrumpierende handelt oft mit Kalkül. Er bietet nicht offen Geld, sondern Einfluss, Zugehörigkeit, Vorteile. Er weiß, wie man Bedingungen schafft, die das „Ja“ erleichtern. Der Korrupte hingegen ist nicht immer böswillig. Manchmal müde, manchmal resigniert, manchmal überzeugt, dass es nicht anders geht. So beginnt es: mit kleinen Kompromissen, aus denen stille Abhängigkeiten werden.
Korruption ist mehr als ein krimineller Akt. Sie ist ein kulturelles Muster. Sie gedeiht dort, wo Gier als Cleverness gilt, wo Macht sich von Verantwortung trennt, wo Sinn durch Profit ersetzt wird. Sie lebt vom Schweigen, von der Angst, vom Wegschauen. Und sie zerstört das, was Gesellschaft lebendig macht: Vertrauen.
Im Sinne des Projekts ist Korruption nicht nur ein ethisches, sondern ein existenzielles Problem. Denn dort, wo Menschen sich kaufen lassen, geben sie sich selbst auf. Sie werden Mittel zum Zweck, verlieren ihr inneres Gewicht. Der Mensch im Projekt hingegen bewahrt seine Freiheit, indem er sich nicht verkauft. Er sagt Nein, nicht aus Trotz, sondern aus Würde.
Korruption ist die Sprache der Entfremdung. Der Projekt antwortet mit Aufrichtigkeit. Wo Korruption bindet, befreit das Vertrauen. Wo Korruption unterwirft, hebt der Projektgedanke den Menschen wieder ins Zentrum. Und dort, wo andere schweigen, beginnt das Nein als Aufbruch.
Die Freiheit, Nein zu sagen, ist die Wurzel jeder Unbestechlichkeit. Sie ist der Anfang einer Kultur, die nicht vom Nutzen lebt, sondern vom Sinn.