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Die Kunst, nicht zu funktionieren

Immer mehr Menschen sind erschöpft. Burnout, Depression, Angststörungen – längst ist psychisches Leiden kein Randthema mehr, sondern alltäglicher Ausdruck einer Gesellschaft, die permanent Leistung fordert. In dieser Welt erscheint der Mensch oft nur noch als Funktion: effizient, verfügbar, optimierbar. Wer nicht mithalten kann, gerät ins Abseits.

Doch was, wenn das Nicht-Funktionieren kein Fehler ist? Was, wenn es ein leiser Protest der Seele ist? Das Projekt begreift psychisches Leiden nicht als bloßes Defizit, sondern als Zeichen. Als Ausdruck einer inneren Wahrheit, die nicht mehr übergangen werden will.

Die Erschöpfung ist kein persönliches Versagen, sondern ein Echo auf kollektiven Druck. Wer erschöpft ist, trägt oft die Last von Erwartungen, die nicht die eigenen sind. Der Mensch hört im Projekt hin: Was will das Leben wirklich von mir? Was kann ich lassen, um bei mir zu bleiben?

Heilung beginnt nicht mit noch mehr Therapieplänen oder Selbstoptimierung. Sie beginnt mit Erlaubnis: sich schwach zu zeigen. Pause zu machen. Nein zu sagen. Der Mensch erkennt seine Grenzen nicht als Mangel an, sondern als Maß.

Die neue Stille, die viele suchen, ist keine Flucht. Sie ist ein Aufbruch. Zurück zum Wesentlichen, zur inneren Würde. In einer Welt, die das Funktionieren zum Maßstab gemacht hat, ist das einfache Dasein ein radikaler Akt. Und vielleicht der erste Schritt zur Heilung.