3 Gerechtigkeit im Sinne des Projekts
Gerechtigkeit ist im Verständnis des Projekts kein starres Prinzip, kein absoluter Zustand, der einmal erreicht und dann verteidigt werden kann. Sie ist ein dynamischer Prozess, der sich immer wieder neu zwischen Menschen, Interessen und Lebenslagen aushandeln muss.
Das Projekt unterscheidet zwischen drei Ebenen von Gerechtigkeit:
- Subjektive Gerechtigkeit: das individuelle Empfinden, gerecht oder ungerecht behandelt worden zu sein.
- Interpersonale Gerechtigkeit: die Aushandlung zwischen zwei oder mehreren Beteiligten, zumeist im Dialog.
- Systemische Gerechtigkeit: die Frage, ob gesellschaftliche Strukturen fair sind und gleiche Möglichkeiten zur Teilhabe bieten.
Gerechtigkeit entsteht im Sinne des Projekts nicht durch Gleichmacherei, sondern durch die Anerkennung von Unterschiedlichkeit bei gleichzeitiger Sicherung der Grundrechte für alle. Ziel ist keine Uniformität, sondern Gleichwertigkeit.
Der Staat hat in dieser Perspektive die Aufgabe, nicht nur Gesetze zu erlassen, sondern Prozesse zu schaffen, die gerechte Lösungen ermöglichen: transparente Verfahren, nachvollziehbare Entscheidungen, faire Beteiligung. Gerechtigkeit ist nicht das Produkt von Macht, sondern von Verantwortung und Augenhöhe.
Im Sinne des Projekts ist Gerechtigkeit ein Ausdruck aktiver Beziehung: Sie entsteht nicht allein durch Regeln, sondern durch das bewusste Streben nach Verstehen, Anerkennung und Ausgleich. Sie ist der Ernstfall von Freiheit im Miteinander.