Imperium und Libertas heute – Wie das Projekt helfen kann
Wenn man heute von „Phantomschmerzen“ spricht, meint man nicht nur individuelle Erfahrungen, sondern auch kollektive: Russland leidet an der verlorenen Imperiumsrolle, die USA sehnen sich in Teilen nach einer mythischen Vergangenheit, als sie „great“ waren. „Make America Great Again“ ist ebenso ein Symptom wie die imperiale Rhetorik Putins. Beide offenbaren eine tiefgreifende Identitätskrise: Wir sind nicht mehr, wer wir waren. Oder schlimmer noch: Wir wissen nicht mehr, wer wir sein wollen.
Der Philosoph und Staatsrechtler Georg Jellinek hat 1895 prophetisch erkannt: „Der ewige Kampf zwischen Imperium und Libertas wird auch in der demokratischen Gesellschaft der kommenden Jahrhunderte gekämpft werden.“ Genau das erleben wir heute. Imperium steht für Beherrschung, Expansion, Geschichtsmacht. Libertas steht für Selbstbestimmung, Pluralität, Offenheit. Die Versuchung des Ersteren ist groß, wenn das Zweite Unsicherheit erzeugt.
Das Projekt, als Philosophie des Menschen in seiner Verbundenheit, bietet hier eine Haltung an, keine Ideologie. Er sagt: Größe liegt nicht in der Macht über andere, sondern in der Fähigkeit, andere möglich zu machen. Heimat ist nicht Besitzstand, sondern gelebte Beziehung. Vergangenheit ist nicht Ziel, sondern Herkunft. Wer sich an das klammert, was war, wird blind für das, was werden kann.
Der Mensch erkennt innerhalb des Projekts an: Ja, Phantomschmerz ist echt. Identitätsverlust tut weh. Aber er kann nicht durch Gewalt geheilt werden, sondern durch Reifung, Beziehung und neue Formen von Gemeinschaft in einer offenen Gesellschaft. Die Kraft der Zukunft liegt nicht im Rückgriff auf alte Ordnungen, sondern im Aufbau neuer Verbindungen.
Was heute gefragt ist, ist nicht ein neuer Block, nicht ein neues Reich, nicht ein neues Dogma – sondern eine neue Haltung: Menschlich. Wach. Dialogbereit. Die wahre Größe einer Nation zeigt sich nicht in ihrer Machtentfaltung, sondern in ihrer Macht zur Verbindung.
Das Projekt ist kein geopolitisches Programm, aber eine Orientierung: Er setzt auf Sprache statt Drohung, auf Resonanz statt Konfrontation, auf gegenseitige Anerkennung statt kollektiver Vergeltung. Er fragt nicht: „Wie gewinnen wir?“ sondern: „Wie bleiben wir Menschen?“
Vielleicht ist das heute das Radikalste: Nicht die Welt beherrschen zu wollen – sondern sie mit anderen zu bewohnen.