4 Verantwortung im Sinne des Projekts
Verantwortung ist im Sinne des Projekts kein äußerer Zwang, sondern ein innerer Entschluss. Sie entsteht dort, wo Freiheit bewusst gelebt wird: als Möglichkeit, Wirkung zu haben, und als Bereitschaft, für diese Wirkung einzustehen.
Anders als in moralistischen Systemen, in denen Verantwortung mit Schuld gleichgesetzt oder zur sozialen Kontrolle missbraucht wird, versteht das Projekt Verantwortung als einen freiwilligen Akt der Bezogenheit. Sie ist kein Befehl von außen, sondern ein Ausdruck von Reife und Zugewandtheit.
Verantwortung beginnt im Kleinen: im eigenen Denken, im achtsamen Handeln, im Wahrnehmen der Folgen des eigenen Tuns. Sie wird im Zwischenmenschlichen geübt und in gesellschaftlicher Teilhabe entfaltet. Der Mensch ist kein autonomer Einzelgänger, sondern ein selbstdenkendes Wesen im Beziehungsnetz.
Ein Staat, der auf Verantwortung baut, muss seine Bürgerinnen und Bürger ernst nehmen: ihnen zutrauen, mitzudenken, mitzugestalten, auch zu widersprechen. Er darf sie nicht entmündigen, sondern muss ihnen Strukturen geben, in denen Verantwortung möglich und sinnvoll wird.
Verantwortung im Sinne des Projekts ist also mehr als Pflicht: Sie ist Ausdruck von Freiheit, von Gewissen, von Mitmenschlichkeit. Sie ist eine Form des Handelns, die dem Leben antwortet.